Montag, 27. Dezember 2010

Cataratas del Iguazú - Cataratas do Iguacu (24. & 25.12.2010)


Argentinische Seite
Garganta del Diablo (Teufelskehle) - Argentinische Seite
Brasilianische Seite
Garganta do Diabo - Brasilianische Seite

Viajes... Argentina Teil I

Wir sind in Buenos Aires gestartet - Shoppen in der Calle Defensa und in Palermo, Sonne genießen am Plaza de Mayo (bei 35°C und hoher Luftfeuchtigkeit), Steak essen in San Telmo, Friedhof von Recoleta mit Evitas Grab und Spaziergang durch dieses luxuriöse Viertel... diese Stadt schläft nie, es gibt so viel zu sehen, aber bei der Hitze schafft einen eine 13 Millionen-Einwohner-Stadt auch ganz schön. Toll war es trotzdem!
Danach ging es weiter nach Puerto Iguazú - diese Wasserfälle sind mit das schönste Naturschauspiel, das ich jemals gesehen habe. Wir waren in den Subtropen, es hat ab und zu geregnet, am 24. aber, als wir auf der argentinischen Seite der Wasserfälle waren, hat die Sonne fast den ganzen Tag lang geschienen. Ich kann nur sagen: Hinfahren und anschauen - dafür gibt es keine Worte. Direkt neben den einzelnen Fällen zu stehen, die Gischt zu spüren, der Lärm der tosenden Wassermassen, gemixt mit der Hitze, der hohen Luftfeuchtigkeit und den exotischen Tieren (Nasenbären, Schmetterlinge in allen Farben, Vögel, Insekten...) - unbeschreiblich. Das Highlight war die Garganta del Diablo, der beeindruckendste Teil der Fälle. Am nächsten Tag waren wir auf der brasilianischen Seite (4 neue Stempel im Reisepass an einem Tag!). Von dort aus sieht man alle Fälle von weitem. Die meisten gehen erst auf die brasilianische, in unserem Fall war es aber auch gut, weil wir von weitem gesehen haben, wo wir am Tag davor rumgelaufen sind. Man muss beide Seiten sehen, um ein komplettes Bild der Fälle zu bekommen.
Jetzt sind wir noch bis morgen in Córdoba - das Klima ist ganz anders als in Buenos Aires oder Iguazú. Zwar ist es immer noch sehr heiß tagsüber, aber es ist eine trockene Hitze. Heute haben wir einen Tagesausflug nach Alta Gracia gemacht, das liegt mitten in den Central Sierras, einer Berglandschaft im Zentrum Argentiniens. In Alta Gracia hat Ernesto "Che" Guevara seine Jugend verbracht, wir haben sein ehemaliges Haus besichtigt, außerdem noch das Haus von Manuel Falla, einem spanischen Komponisten. Außerdem gibt es dort noch eine sehr sehenswerte Jesuiten-Siedlung, die zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. In Córdoba-Stadt gibt es auch eine solche. Bis jetzt haben wir ca. 3000 km in Argentinien zurückgelegt - das Land ist r i e s i g - das achtgrößte der Erde. Die Busfahrten sind aber Luxus pur und so machen auch 22h im Bus nichts aus. Morgen geht es weiter nach Bariloche in den Lake District.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Quiero

Buenos Aires, 19.12.2010 - a ver si yo y esta ciudad llegamos a ser amigos finalmente. Eines ist sicher: Mein Herz ist in Montevideo. Noch was: People make places. Auch wenn sie das nicht lesen können: Danke an meine Freunde in Montevideo, aus welchem Teil der Welt auch immer ihr kommt, dass ihr die Zeit dort für mich einmalig gemacht habt.

Quiero - Jorge Bucay (...amor entre padres, entre amigos, entre parejas... dabei geht es um die Liebe zwischen Kind und Eltern, unter Freunden und unter Partnern)

Quiero que me oigas sin juzgarme 
Ich will, dass du mir zuhörst, ohne mich zu beurteilen  
Quiero que me opines sin aconsejarme
Ich will, dass du mir deine Meinung sagst, ohne mir Ratschläge zu erteilen
Quiero que confíes en mí sin exigirme
Ich will, dass du mir vertraust, ohne etwas zu erwarten
Quiero que me ayudes sin tratar de decidir por mí
Ich will, dass du mir hilfst, ohne zu versuchen, für mich zu entscheiden
Quiero que me cuides sin anularme
Ich will, dass du für mich sorgst, ohne mich zu erdrücken
Quiero que me mires sin proyectar tus cosas en mí
Ich will, dass du mich siehst, ohne dich in mir zu sehen
Quiero que me abraces sin asfixiarme
Ich will, dass du mich umarmst, ohne mich zu erdrücken
Quiero que me animes sin empujarme
Ich will, dass du mir Mut machst, ohne mich zu bedrängen
Quiero que me sostengas sin hacerte cargo de mí
Ich will, dass du mich hältst, ohne mich festzuhalten
Quiero que me protejas sin mentiras
Ich will, dass du mich beschützt, aufrichtig
Quiero que te acerques sin invadirme
Ich will, dass du dich näherst, ohne zu drängen
Quiero que conozcas las cosas mías que más te disgusten
Ich will, dass du all das kennst, was dir an mir am meisten missfällt
Que las aceptes y no pretendas cambiarlas
Dass du all das akzeptierst und nicht vorhast, es zu ändern
Quiero que sepas que hoy puedas contar conmigo
Ich will, dass du weißt, dass du heute auf mich zählen kannst
Sin condiciones
Bedingungslos

Once upon a time there was a tavern
Where we used to raise a glass or two
Remember how we laughed away the hours
And dreamed of all the great things we would do

Those were the days my friend
We thought they'd never end
We'd sing and dance forever and a day
We'd live the life we'd choose
We'd fight and never lose
For we were young and sure to have our way


Der 20. Dezember kommt bestimmt - und bringt mir mein Weihnachten. Meinen Optimismus und meine Gelassenheit behalte ich - denn ich bin so wie ich bin und das wird auch so bleiben.

Dienstag, 14. Dezember 2010

Changes...

Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung. (Heraklit von Ephesus)

Was schon dieser griechische Philosoph bemerkte und was mir auch klar ist, bekomme ich jetzt zu spüren. Das Auslandssemester ist offiziell vorbei, viele sind schon heimgeflogen oder sonst wo auf Reisen und ich bin gerade dabei, mein Land auf Zeit besser kennenzulernen. Die Tage am Strand waren unbeschreiblich. Cabo Polonio: Strandspaziergänge, Baden, Seelöwen beobachten, die Aussicht vom Leuchtturm genießen, in der Hängematte lesen und die Gesellschaft von netten Menschen. Punta del Diablo: ein Regentag und ein Strandtag. Punta del Diablo ist größer als Cabo, hat Straßen (allerdings auch nicht asphaltiert) und Elektrizität. Ansonsten ist es genauso abgeschieden, ein Fischerdorf mit vielen süßen Häuschen (unter anderem welche mit Reetdach!) und mehr Infrastruktur als Cabo, aber genauso perfekt zum Entspannen. In Uruguay regnet es auch im Sommer ein wenig, was dazu führt, dass die Kühe das ganze Jahr über saftiges grünes Gras genießen können.
Heute abend geht die Reise nach kurzem Stopp in Montevideo weiter ins Interior von Uruguay. Wir sind bei einer Uruguaya eingeladen, die das nächste Semester in Heilbronn verbringen wird. Trinidad ist 2,5h von Montevideo weg und definitiv "off the beaten track", wie es Lonely Planet treffend ausdrücken würde. Dorthin verirrt sich kein Tourist.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Letztes Wochenende in Montevideo

Don't tell me that it's over, it's only just begun. Morgen haben Melli und ich die letzte Prüfung, Gestión de operaciones, das ist todlangweilig und SEHR viel Theorie. Ich habe hier wirklich die Vorzüge meines Studiums an der HHN schätzen gelernt. Zum Glück habe ich danach 13 Monate keine Prüfungen mehr - der Nikolaustag morgen wird wohl doch etwas Besonderes sein.
Die letzte Woche war wieder vollgepackt mit Aktivitäten wie Strandreuniones mit Ende in einer Bar, Tango, Azabache und am Freitag das Highlight: Internationales Abendessen mit Weihnachtsstimmung. Letztere wurde in Form von Melli (Danke an dich für die super Idee ;-) und mir mit Nikolausmützen und Lametta-Girlanden verursacht, was zusammen mit dem Glühwein eine geniale Kombination war. Man glaubt es kaum, ich bin wirklich etwas in Weihnachtsstimmung gekommen! Ansonsten gab es spanisches, uruguayisches, US-amerikanisches und armenisches Essen, es war alles so lecker. Weggegangen bin ich danach nicht mehr, irgendwann muss man auch wieder Kräfte sammeln, vor allem, wenn eine Prüfung vor der Tür steht. Gestern waren wir im Ballett "La Traviata" im Teatro Solís. Das war mein erstes Ballett und es hat mir sehr gut gefallen. Der einzige Wehmutstropfen war das aufgrund von Streik (!) ausfallende Philharmonieorchester von Montevideo. Das hätte die Vorstellung noch schön abgerundet. Na ja, ein Orchesterstreik ist ein winziges Problem im Vergleich zum Streik der Fluglotsen und eventuell der Piloten in Spanien. Jungs, wagt es nicht...! (Stefan fliegt mit Iberia her)
Heute sind wir nochmal auf die Feria Tristán Narvaja und sogar dort merkte ich schon das nahende Ende meiner Zeit in Montevideo. Es hat sich nicht mehr gelohnt, den Wocheneinkauf an Obst, Gemüse, Pasta und Co. dort zu machen :( Am Dienstag geht die Reise an den Strand los. Erste Station: Cabo Polonio - das Paradies Uruguays, ohne Elektrizität, Handyempfang und Internetanschluss.
Wir sagen euch an, den lieben Advent, sehet die zweite Kerze brennt - nur ist es eben so, dass das Konzept vom Licht im Dunkeln nicht ganz passt bei immer länger werdenden Tagen mit Temperaturen von 25-30°C.

Freitag, 26. November 2010

November rain

Die zweite Prüfung ist weg - Hausarbeit wurde heute übersetzt und abgegeben. Noch 2 verbleiben, der Countdown läuft.
Ich höre gerade das oben genannte Lied von Guns'n'Roses und ich höre es zum ersten Mal in einem ganz neuen Zusammenhang. Unser november rain in Montevideo ist ein warmer Regen nach einem Sommergewitter. Heute, als ich zur Uni gelaufen bin, um unsere Arbeit zu drucken, hat es mich fast aus den Schuhen gehauen, weil es so schwül war.
Die letzten Tage waren extrem lustig. Am Dienstag wollten wir eigentlich "New York, I Love You" im Independent-Kino sehen und sind nach einer Busfahrt, bei der uns der halbe Bus geholfen hat, die richtige Haltestelle zu finden, vor dem Kino in Pocitos (wo sich keiner von uns richtig auskennt) angekommen. Davor hat uns noch ein Fahrgast seinen Stammbaum erklärt (Vater Deutscher, Mutter Irin, kann zwar kein Deutsch, liebt die Sprache aber. Die Leute hier sind so nett, das ist immer wieder auf's Neue toll.)
Nur stellten wir an der Kinokasse fest, dass ich mich in der Woche geirrt hatte und der Film schon am 15./16.11. lief! Meine verpeilten Tage am Montag und Dienstag ;) Sind dann sehr spontan ins Punta Carretas Shopping gefahren und haben dort Comer, Rezar, Amar (Eat, Pray, Love) angeschaut. Sehr sehenswert und hat auch den beiden anwesenden chicos gefallen! Für uns Austauschstudenten war der Lachkrampf und die ungläubigen Blicke beim Bewundern der Weihnachtsdekoration im Shopping inklusive. Klar sieht man auf dem Kalender, dass November ist, aber es ist Sommer. Und Sommer und Weihnachten passt einfach nicht! :) Nach dem Kino sind wir ins El Pisotón zum Tango. David und ich haben versucht, im Gang den Grundschritt zu perfektionieren, auf der Tanzfläche sind die Leute alle viel zu gut. Super zum Zuschauen, aber da mischt man besser nicht mit!
Am Mittwoch war Salsanacht in einer Disco in Parque Batlle und gestern wieder Couchsurfing-Treffen, was wie immer eine Mordsgaudi war. Außerdem finde ich hier eine neue Berufung als Deutschlehrerin, was viel Spaß macht. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand dafür interessiert, aber wenn, dann bringe ich denen nützliche Wörter oder Sätze bei. Tagsüber war ich ein paar Mal am Strand und hab die Sonne bei warmen 26-28°C genossen. Euch daheim viel Spaß bei der Schneeballschlacht!
Morgen geht es mit Megan und ihrer uruguayischen Clique nach Piriápolis. Da war ich zwar vor ein paar Wochen schon, aber da es sehr lustig ist, mit ner Gruppe Uruguayos zu reisen (!Chile!), lohnt es sich sicher, noch mal hinzugehen. Dass es schon um 6.30 Uhr morgens losgeht, nimmt man dann eben zähneknirschend in Kauf. An Schlafmangel und Mate-Doping hat man sich nach 4 Monaten Auslandssemester schon gut gewöhnt!

Montag, 22. November 2010

Disfrutando lo máximo

Die erste Prüfung ist vorbei und ich fühle mich wie im siebten Himmel. Dieses Gefühl muss ich mit nach Heilbronn nehmen, es tut richtig gut. Anmerkung: Ich hab noch zwei schriftliche und eine Hausarbeit vor mir :)
Der Tag heute war wieder Uruguay pur: Verlasse dich darauf, dass du dich auf nichts verlassen kannst. Die Prüflinge waren alle anwesend und haben auf die Professorin gewartet. Die kam eine halbe Stunde nach dem angesetzten Termin der ersten mündlichen Prüfung! Alles hat sich dementsprechend nach hinten verschoben, ich hab insgesamt eine Stunde gewartet. Das ist ja noch im Rahmen ;)
Abends hab ich vor lauter Reisen über Skype planen die Zeit vergessen, wollte aber doch noch an die Uni zum Theater. OK, ich bin in Uruguay, zu spät kommen ist sicher kein Ding. Ähhhmmmmm.... in diesem Fall doch! Ich stand vor der Tür (30 min zu spät) und wurde nicht mehr reingelassen. Autsch. Egal. Plan wurde also spontan geändert und der Abend endete quatschend mit David und Megan in dieser tollen Wohnung im Parque Rodó. Ich werde das alles so vermissen, am besten denke ich noch gar nicht darüber nach, dass wir in 3 Wochen fast alle getrennte Wege gehen werden.
Gestern war tolles Frühsommerwetter und ich hab am Strand gelernt. Der Strand wurde mittlerweile sommerfit gemacht, d.h. es gibt jetzt Lifeguards, eine Flagge (die aufgrund der "sehr hohen" Wellen im Río de la Plata wohl immer grün ist) und die toten Fische wurden entfernt. Dafür hat die Kakerlakenfamilie ihren Weg in meine Residencia gefunden... Irgendwas Gutes muss es ja haben, dass ich in 4 Wochen gehe. Die Reiseroute steht mittlerweile sicher, Weihnachten werden wir an den Iguazú-Wasserfällen verbringen und Silvester in Bariloche. Danach gehts runter bis ans Ende der Welt nach Feuerland. Mittlerweile verstehe ich, warum alle, die einmal hier waren, immer wieder zurückkommen.

Freitag, 19. November 2010

Viel los...

Die Vorlesungszeit ist für mich seit gestern Abend offiziell vorbei - ich kann es kaum glauben. Im Moment bin ich schon etwas im Prüfungsstress, ich hab am Montag meine Geschichtsprüfung. Das ist ziemlich viel zum Auswendiglernen und so kann ich das frühsommerliche Wetter gerade nur bedingt genießen.
Río war unglaublich, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Das war die Reise, bei ich bis jetzt am meisten gelernt hab, über mich, über die Welt, über die Realität... dazu hat nicht zuletzt die Favela-Tour beigetragen, die wir gemacht haben. Das hört sich jetzt touristisch an, ist es auch, aber eine gute Sache. Favelas sind das, was in deutschen Medien so unpassend "Elends"viertel genannt wird, wir waren eine Gruppe "Gringos" (=Ausländer) und unser Guide kennt Rocinha, die größte Favela Río de Janeiros (200.000 Einwohner!) sehr gut und arbeitet dort bei Hilfsprojekten mit. Die Bewohner schätzen die Tours, weil sie wissen, dass ihnen mit den Einnahmen geholfen wird (fließt in die Projekte) und weil es zeigt, dass sich jemand für sie interessiert. Die Einheimischen neigen nämlich dazu, diese Realität zu ignorieren und finden Ausreden, warum sie das nicht sehen wollen. Wir hatten das lebendige Beispiel, drei Brasilianer aus Sao Paolo, in unserem Hostel, sie meinten, das würden sie oft genug im Fernsehen oder in der Zeitung sehen. Nur darf man nicht vergessen, dass in den Medien darüber berichtet wird, wenn dort Gewalt in "berichterstattungswürdigem" Ausmaß geschieht oder Menschen bei einer Überschwemmung ums Leben kommen. Über das alltägliche Leben der Menschen in Rocinha, die wie alle anderen ein menschenwürdiges Leben führen wollen und es nicht verdienen, als der Abschaum der Gesellschaft angesehen zu werden, wird nicht berichtet. Es ist aber wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, wichtig für alle, nicht nur für die Brasilianer.
Was wir bei der Tour alles gesehen und gehört haben, kann man mit Worten kaum beschreiben. Der Anfang war sehr abenteuerlich, wir wurden mit Mopeds (jeder einzeln) auf den höchsten Punkt des Hügels befördert, ohne Helm über eine Straße mit Kurven, an Bussen und Autos vorbei, in einer Geschwindigkeit, die einen manchmal beten ließ. Ich war davor noch nie auf einem Moped gesessen! Oben angekommen, sind wir die "Hauptstraße" entlang runtergelaufen. Diese Straße ist ein Pfad, der so breit ist, dass zwei Personen aneinander vorbeilaufen können, mehr nicht. Einmal in der Straße, durften wir auch Fotos machen. Das war am Eingang verboten, weil die Eingänge von bewaffneten Mitgliedern der Drogenbande ADA kontrolliert werden und die mögen es nicht, auf Fotos zu erscheinen. Den Grund kann man sich denken. Wir haben tatsächlich einen mit einer riesigen Gun gesehen... Diese Drogenbande kontrolliert die Favela, steht in ständigem Clinch mit der Polizei, stellt ihre eigenen Gesetze auf, verkauft Drogen und kauft mit den Einnahmen Unmengen von Waffen. Die bekommt jeder zu spüren, der sich den Gesetzen widersetzt (z.B. eine Frau, die eine Beziehung zu einem Mitglied beendete, wurde ermordet). Die Gewalt und die ständige Angst um die Sicherheit sind das größte Problem der Menschen in der Favela und bis jetzt ist das nicht gelöst. Die schlechten Lebensbedingungen, z.B. improvisierte Stromversorgung, Müll ohne Ende, Häuser ohne Fenster und Türen... können die Menschen selbst verbessern, mit Unterstützung von außen. Sie arbeiten auch daran, z.B. haben sie jetzt WLan, einen Computersalon und Zugang zu Google. Zugang zu Informationen ist sehr wichtig, denn nur wer weiß, dass es auch anders geht, bekommt den Willen und die Möglichkeit, die eigenen Zustände zu ändern. Das Gute ist, 85% der Bevölkerung arbeitet oder studiert, viele arbeiten in den reichen Vierteln, die Rocinha umgeben. Was wir davor nicht wussten, die Favela hat die gleichen Läden und Dienstleistungen wie andere Viertel. Wir waren in einem Kunstatelier, in einer Bäckerei (haben natürlich was gekauft!) und sind an einem Optiker, Supermärkten, Schuh- und Klamottenläden usw. vorbeigelaufen.
Das war nur ein kurzer Einblick... es war eine sehr schockierende, aber wichtige Erfahrung und ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte. Das nennt man wohl Lebensschule. Nach der Rückkehr haben wir den ganzen Tag kaum mehr was gemacht, wir mussten die ganzen Eindrücke erst mal verdauen.

Das war die dunkle Seite der Medaille Río de Janeiro, die helle gibt es natürlich auch. Es ist eine wunderschöne, tropische Stadt, die ihren Platz in meinen Top3 der schönsten Städte der Welt findet. Die Straßen von Ipanema sind gesäumt mit Palmen und tropischen Pflanzen, man fühlt sich wie in einem botanischen Garten. Die Bevölkerung unterscheidet sich von der des restlichen Cono Sur, man sieht viele Mulatten und Schwarze, der dunkle Teil der Geschichte Brasiliens mit dem Import von Sklaven ist omnipräsent. Viele "cariocas" treiben Sport, um ihre gute Figur zu halten. Saftbars findet man überall in der Stadt, ich hab alles mögliche probiert, einziges Kriterium war, dass ich die Frucht noch nicht kenne. Graviola, Acerola, Pitanga, Cupuacu, Acai... ein Schlaraffenland. Brasiliens Norden birgt obsttechnisch viele Schätze. Andere kulinarische Leckereien sind Empadas, Pasteles, feijoada (Bohnen)...
Zuckerhut und Christus-Statue sind ein Muss für jeden Río-Besucher, die Aussichten sind der Wahnsinn. Copacabana wird meiner Meinung nach überbewertet, sobald es dunkel wird, muss man dort äußerst vorsichtig sein. Der Strand von Ipanema ist genauso schön und sicherer. Santa Teresa ist ein Stadtteil auf einem Hügel, wie aus einer anderen Zeit. Dort atmet man die koloniale Vergangenheit. Die Caipirinhas sind so lecker und so stark wie ihr Ruf, als unbedarfter Europäer sollte man es besser nicht übertreiben ;) Tropenklima bedeutet nicht nur, dass die Temperatur nicht unter 20°C fällt, sondern auch, dass es im November doppelt so viel regnet wie im Juli. Was bedeutet, dass wir 4 Tage keinen Sonnenstrahl gesehen haben und ab und zu Nieselregen abbekommen haben. Das Schuhwerk der Cariocas sind FlipFlops, das fällt sofort auf. Kaum einer hat geschlossene Schuhe an, egal, wie das Wetter ist.
Reich und arm liegen dicht beieinander... in einer Disco in Ipanema zahlt man 70 Euro Eintritt (!) und am WE sieht man eine Menschenmenge davor. Plus Auto mit schlafendem Chauffeur. Ipanema ist eines der lebenswertesten Viertel Ríos und dementsprechend auch eines der teuersten zum Leben. Unser Hostel war auch dort, 3 Blocks vom Strand weg.
So, jetzt lasse ich den Eintrag nicht mehr allzusehr ausufern und widme mich wieder meinem Pensamiento-Skript. Beijos e abracos. PS: Ich will portugiesisch lernen für meinen nächsten Brasilien-Aufenthalt. Nach der ganzen Zeit im spanischsprachigen Südamerika war es ungewohnt, in einem Land zu sein, wo man die Sprache nicht spricht. Man wird zwar einigermaßen verstanden, wenn man Spanisch spricht, doch ist es ein Glücksspiel, ob man die Antwort versteht oder nicht. Mit einem der Brasilianer aus dem Hostel hat die spanisch-portugiesische Unterhaltung aber geklappt!

Dienstag, 9. November 2010

Playa Ramírez und Rambla in der Morgendämmerung, 06.11.10


Was macht man, wenn man zu viel Mate getrunken hat und deshalb um 2 Uhr nachts noch wach ist?
Richtig, man lädt Bilder hoch.
Woran merkt man, dass man definitiv uruguayisch beeinflusst wird?
Unter anderem daran, dass man E-Mails an Kommilitonen mit "Besos" (=Küsse) unterschreibt. Das ist hier völlig normal, aber stellt euch das mal in Deutschland vor. Genauso wie man dort nicht original südamerikanisch sogar vom Prof (!) mit Küsschen begrüßt wird. Daran, dass alle den Prof duzen und mit Vornamen ansprechen, habe ich mich mittlerweile gewöhnt, wobei ich momentan noch beim "Sie" bleibe. Was einem seit dem 7. Lebensjahr antrainiert wurde, legt man doch nicht so schnell ab. Das mit den Küsschen zur Begrüßung (nicht nur unter Freunden, auch unter Leuten, die sich gerade erst kennenlernen) gefällt mir aber sehr gut und ich habe Lust, das in Deutschland einzuführen. Macht euch auf was gefasst! Besos :)

Jardín Japonés - Prado, Montevideo (02.11.10)


Samstag, 6. November 2010

Viene el calor...

Plaza Matriz, Ciudad Vieja, Montevideo
... es wird richtig warm hier! Heute war ich zum ersten Mal zum Lernen am Strand, die Sonne tut so gut. Leider lädt der Río de la Plata beim Parque Rodó nicht so sehr zum Baden ein, es liegen viele tote Fische am Strand. Dafür geht's morgen für den Tag nach Piriápolis, 1,5h von Montevideo weg, dort ist zwar offiziell auch noch Fluss, aber anscheinend ist das Wasser dort appetitlicher. Ich freu mich total, dass es jetzt so warm ist, auch wenn bald die Prüfungen beginnen. Ich schicke euch gerne ein paar warme Strahlen nach Deutschland rüber und bevor ihr grün vor Neid werdet, denkt daran, dass ich im August und September hier noch ziemlich gefroren habe ;-)
Die Woche war bis jetzt sehr ereignisreich. Am Di war Feiertag und ich war im Prado, einem hübschen Viertel im Norden Montevideos. Museo Blanes, Jardín Japonés und Jardín Botánico...
Am Mi haben wir im Radiostudio an der Uni unser Programm mit den Kids zusammen aufgezeichnet. Es hat alles super geklappt und die chiquilines haben sich von Fabián "El Fata" Delgado, dem Sänger einer uruguayischen Cumbia-Gruppe, Autogramme geben lassen. Fabián war Teil des Programmes, er wurde von einer Gruppe Kids interviewt. Am Do abend war Couchsurfing-Treffen, das war wie immer sehr spaßig. Davor waren wir bei einer Murga, kamen allerdings eine Stunde zu spät, weil uns die Dame vom Abitab falsch informiert hatte! Gelohnt hat es sich trotzdem.
Gestern haben wir ENDLICH die letzte Gruppenarbeit für Teoría gemacht und die Besitzerin meines Stamm-Waschsalons interviewt. Bis wir das organisiert hatten... ich hab fast die Geduld verloren! Aber mein Kommilitone war dann doch noch kooperativ und das Interview war sehr interessant und aufschlussreich.
Abends waren Megan, ihr Freund und ich erst ewig bei David zu Hause und sind um halb fünf noch nach Mate-Doping in eine Bar mit sehr alternativem Publikum. Als die Bar um sechs zumachte, sind wir spontan noch zum Strand. Den Sonnenaufgang haben wir von der Playa Ramírez leider nicht gesehen, da hätten wir nach Pocitos müssen. Aber Morgendämmerung ist auch so etwas Besonderes. Ein Bizcochos-Frühstück schloss das Ganze ab und um acht war ich daheim. Noches en Montevideo - inolvidable.
Nach so viel Blubb gibt's jetzt noch ein paar Bilder. Besos a tod@s.

Playa Pocitos letzte Woche - der Himmel beeindruckt mich.

Samstag, 30. Oktober 2010

Lamentable estamos bien

... leider geht es uns gut. Das ist der Titel des Buches, das ich gerade lese. Die Autorin ist Venezolanerin und lebt schon seit einigen Jahren in Montevideo. In verschiedenen Kapiteln blickt sie tief in die uruguayische Seele - es ist so lustig und interessant. Ich erkenne einiges wieder, z.B. "Más chico no tenés?" - "Kleiner hast du's nicht?" - wird man oft gefragt, wenn man mit großen Scheinen bezahlt. Ich schaue daraufhin immer sehr unschuldig und sage "Nein, leider nicht.". Dann ist klar, dass ich Ausländerin bin und der Schein wird angenommen. Allerdings wird Kundenorientierung nicht überall großgeschrieben, es gibt Geschäfte, die nicht verstehen, dass Wechselgeld ihr Problem ist und nicht das des Kunden. Meine Waschfrau zum Beispiel. Sehr lustig, das in einem Buch wiederzufinden.
Ansonsten liebe ich mein Leben hier - ich würde am liebsten jede Sekunde festhalten, weil ich weiß, dass diese Zeit nie wiederkommt. Zum Glück habe ich noch drei Monate vor mir, auch wenn ich mir manchmal denke: So viel Welt und so wenig Zeit. Aber man muss die Zeit nur richtig nutzen!
Die Uruguayos hängen viel in der Vergangenheit und Nostalgie und bittersüße Melancholie ist etwas, das alle eint. Welches andere Land hat eine Noche de la Nostalgia am Tag vor dem Nationalfeiertag, die anscheinend wichtiger ist als Weihnachten? Auch sonst hört man viel Musik der 70er und 80er - im Bus, im Restaurant, in vielen Radiosendern... Heute war ich mit David und Carolina, einer Uruguaya, die wir am Donnerstag beim CS-Treffen kennengelernt haben, im Mercado del Puerto Asado essen. Dort lief "Dancing in the dark"... mein absoluter Lieblingsoldie! Celina, meine Mitbewohnerin, war neulich abends ganz erstaunt, dass ich die Texte von vielen alten Liedern kann - der Ultimativen Chartshow sei Dank. Ich bin vielleicht doch mehr uruguayo als ich denke. Trotz aller Adaptation bin ich doch manchmal froh über fehlendes Vokabular - wüsste ich alle Wörter, hätte ich wahrscheinlich bis heute keinen gegrillten Darm probiert.
Gestern war ich in Pocitos unterwegs und habe mir in einem Supermarkt ein Halloween-Kostüm gekauft - eine Scream-ähnliche Maske aus Stoff. Das wird ein Spaß, wenn ich damit nachher an der Tür des Partyhauses klingle :p Damit ich auch wachbleibe, hab ich gerade eine Termo Mate geleert - heute werde ich mal das Bild hochladen!
Anbei ein Link eines sehr beliebten Cumbia-Hits - wer Cumbia nicht mag, hat hier verloren, nach Einbruch der Dunkelheit geht nichts ohne!

http://www.youtube.com/watch?v=Wru024cj5eY



Zur Wiederholung: Behälter = Mate, "Grünzeug" = Yerba, Röhrchen = Bombilla

Sonntag, 24. Oktober 2010

Chile in Bildern

Aeropuerto Internacional de Carrasco - Flughafen von Montevideo
Los ANDES
Strand vor dem Haus von Pablo Neruda - Dichter sollte man sein
Grab von Neruda und seiner letzten Frau Matilde
Das Haus
Einer der Cerros (Hügel) von Valparaíso
Auf dem Cerro
... mitten im deutschen Viertel! In dem Kiosk gegenüber wurde deutsches Brot gebacken.
Strand in einem Vorort von Vina del Mar
La Playa
Ab geht's in den Weinkeller der Bodega Cousino Macul
Da wächst der gute Tropfen
La cápsula!! Die Kapsel, mit der die mineros gerettet wurden
Palacio de la Moneda, Regierungssitz Chiles
Aussicht vom Cerro San Cristóbal auf die 6-Mio.-Stadt - ganz ohne Smog!
PRIMAVERA - Flieder!
La Moneda Take II
Alt trifft neu am Plaza de Armas - Kathedrale und Bürogebäude

Freitag, 22. Oktober 2010

Chile klingt nach...

Ich bin seit gestern abend zurück in Montevideo und tu mich gerade mit der Rückkehr in die "Realität" ein bisschen schwer. Auf so einer Reisewolke schwebt es sich doch ganz gut. Wir waren 23 Studenten, 3 Profs und 1 chilenischer Reiseleiter, hatten in Santiago selber viel Programm (Landwirtschaftsministerium, Besuch von Unis, Bodega, Fundación Imagen de Chile...), aber auch genug Freizeit. Am Sonntag haben wir einen Ausflug nach Valparaíso, Vina del Mar und zum Haus Pablo Nerudas gemacht. Das Haus hat in unserem Spanisch-Abi Sternchenthema eine große Rolle gespielt, daher war es sehr interessant, es in echt zu sehen. Es liegt direkt am Meer, die Aussicht ist gigantisch. Bilder folgen. In Valpo waren wir auf dem Cerro Alegre und in Vina sind wir (Deutsche, die Uruguayos waren ganz gesetzt) wie kleine Kinder im Meer rumgerannt. Der Pazifik ist aber noch eiskalt! In Santiago haben wir unsere Freizeit am Sa mit Shoppen verbracht und unter der Woche waren wir auf dem Cerro San Cristóbal. Wahnsinnsblick auf die 6-Mio.-Einwohner-Stadt und ganz ohne Smog, wir hatten wohl Glück. Ansonsten waren wir im Centro und haben am Plaza de la Moneda die Kapsel fotografiert, mit der die Minenarbeiter gerettet wurden. Die ganze Welt kennt sie nur aus dem Fernsehen, ich hab sie in echt gesehen! Das war wirklich was Besonderes, gerade in dieser Zeit in Chile zu sein. Unser Hotel ist auch eine Erwähnung wert, bequeme Betten, tolles Bad und ein kontinentales Frühstück! Das ist unter normalen Umständen schon Luxus und erst recht, wenn man sowas nach 3 Monaten in einem uruguayischen Studentenwohnheim erlebt. Dort bin ich jetzt wieder und das WE verspricht nicht so viel, wenn man eine 15-seitige Buchzusammenfassung plus Kommentar schreiben muss. Es ist auch kaum jemand in Montevideo, also wird der Uni-Kram wohl meine Hauptbeschäftigung.

Chile als Land selber hat mich fasziniert. Die Mentalität ist in vielem wie die deutsche (Zitat: "Chilenen warten 5 Minuten, dann gehen sie." Zum Vergleich mit den Uruguayos: Treffpunkt 11.00 Uhr. 11.15 Uhr: Prof zählt durch: 10 Leute fehlen.) und das Land ist wirklich schön. In Santiago gibt es viel Grün und außerhalb hat man wirklich alles: Berge, Meer, Strand, hügelige Landschaften... Wir haben durch die Veranstaltungen auch viel Interessantes gelernt, das man als Tourist nicht ohne Weiteres mitbekommen hätte.
Allerdings sind mir die verrückten Uruguayos und ihr Akzent mittlerweile ans Herz gewachsen und wir Deutschen haben uns köstlich amüsiert über das chilenische "Pollo" (Pojo) und "Uruguayo" (Uruguajo). Das heißt doch Uruguassshhhoo... :)

Freitag, 15. Oktober 2010

Salto (Uruguay) y Concordia (Argentina) 9.-10.10.10

In der Nähe des Hafens von Salto, im Hintergrund links das Zollgebäude
Río Uruguay, Salto
Fußgängerzone Concordia
Estamos en Argentina! Die Bootsfahrt über den Fluss dauerte nur 20 min.
San Martín, Entdecker Concordias

PRIMAVERA!! Lange haben wir darauf gewartet!
Unser Boot
Plaza de los 33, Salto
Salto
Primavera II
General Artigas, der Nationalheld Uruguays
Die zwei Reisenden                

Das war unsere Reise letztes WE in Bildern... fehlt nur noch der Abschluss im Thermalbad (Termas de Daymán), davon gibt es allerdings keine Bilder. Wir hatten unsere ganzen Wertsachen an der Info abgegeben, weil die Schlüssel für die Schließfächer alle waren :D Typisch Uruguay!
Im Moment bin ich am Koffer packen für ChiChiChiLeLeLe, morgen um 11.30 a.m. geht der Flieger! So wie es gerade aussieht, wird die Nacht kurz, muss noch einiges einpacken/aufräumen etc.
Es verspricht sehr lustig zu werden, immerhin reisen wir mit 20 Uruguayos, von denen viele noch nicht außerhalb der eigenen Landesgrenzen waren. Die Aufregung von denen war bei den Vortreffen nicht zu übersehen und zu überhören ;-)
Heute hab ich endlich den Tango-Grundschritt gelernt, war mit bei einer Probestunde in einer Tanzschule. Das hat sehr viel Spaß gemacht!
Me reeeeee divertí ;-)