Für die Nicht-Spanischsprechenden: Das bedeutet auf Englisch Community Service bzw. auf Deutsch ehrenamtliches Engagement im Dienste der Gesellschaft. Das ist ein Kurs, der von der Uni aus für alle Studenten, unabhängig vom Studienfach, angeboten wird und den ich hier belegen werde. Die Studenten wurden in Gruppen eingeteilt und einem Projekt zugeordnet, je nach persönlicher Präferenz. Ich mache mit 2 spanischen Studenten zusammen ein Taller de Radio, d.h. einen Radio-Workshop, AG, wie man es auch nennen mag. Wir werden an einer Schule tätig sein und mit einer Gruppe von 12 Kindern, die 10-11 Jahre alt sind, arbeiten. Heute sind wir mit einer Dozentin von Servicios Comunitarios in die Schule gefahren, das war eine Bus-Reise von einer Stunde pro Weg. Das Viertel heißt Cerro und hat anscheinend einen schlechten Ruf unter den Montevideanos (Bewohner von Montevideo). Allerdings ist nur ein Teil des Viertels, nämlich Cerro Norte, wirklich problematisch, andere Teile hingegen gar nicht, wurde uns gesagt. Unsere Schule ist eine Privatschule, die Eltern zahlen einen kleinen monatlichen Beitrag und die Kinder werden den ganzen Tag an der Schule betreut, sie bekommen Mittagessen und nachmittags gibt es verschiedene Angebote (Sport, Basteln, Theater...). Wir werden wahrscheinlich übernächste Woche anfangen, nächsten Mittwoch ist Nationalfeiertag (Unabhängigkeitstag). Obwohl es eine Privatschule ist, kommen anscheinend auch Kinder aus armen Verhältnissen an die Schule, weil die Eltern sie in einem guten Umfeld lassen wollen und ihnen die Ganztagesbetreuung wichtig ist. Von der Schule aus sieht man schon kleinere Häuschen, wo man sich vorstellen kann, dass die Lebensumstände der Menschen dort völlig anders sind als in einer Stadtwohnung im Zentrum. Ich habe auch schon eine Uruguaya ihr Land als Dritte-Welt-Land bezeichnen hören. Natürlich gibt es da große Unterschiede, aber Armut ist hier omnipräsent. Ob auf dem Weg zur Uni, wo man Obdachlose im Park liegen sieht oder auf dem Gehweg sitzen sieht, ob im Bus, wenn ältere Männer versuchen, Bonbons zu verkaufen oder gerade am Stadtrand Montevideos die spärlichen Behausungen... Wir in Deutschland haben wirklich einen extrem hohen Lebensstandard, unser BIP ist dreimal so hoch wie das von Uruguay und das merkt man auch an vielen Kleinigkeiten. Ich dachte am Anfang, ich werde im Wohnheim als Einzige auf einen gewissen Luxus verzichten müssen, aber so sehr unterscheidet sich mein Leben hier nicht von dem der Intercambios, die in Familien oder in Wohnungen wohnen. Heizungen gibt es nirgends, manche haben halt Gasöfen, gefroren haben wir trotzdem alle, als es so kalt war. Warmwasserzeiten hab nur ich, dafür hat eine z.B. nur 3 min Warmwasser am Stück. Mit langsamem Internet habe auch nicht nur ich zu kämpfen... usw. Manche Dinge lernt man so eben erst richtig zu schätzen und dafür geht man ja auch ins Ausland. Schwarzbrot schätze ich allerdings schon, seit ich in Kanada war. Nichts geht über deutsches Brot und deutsche Schokolade!
Ich bin sehr gespannt auf das Servicio Comunitario Projekt und darauf, die Kids kennenzulernen! Heute abend gehen wir ins Theater, dort wird eine Murga aufgeführt. Dazu mehr, wenn ich es erlebt hab. Gestern abend war Fiesta in einer Bar und danach Disco, weil eine Heilbronner Studentin, die das letzte Semester hier verbracht hat, Abschied gefeiert hat.
Bis zum nächsten Mal, die nachdenkliche Christiane
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