Dienstag, 31. August 2010

Das Leben hier hört nicht auf, aufregend zu sein! Jeden Tag warten neue Herausforderungen, Überraschungen, Erlebnisse und manchmal auch ein Wechselbad der Gefühle auf mich. Aber am Ende eines Tages wie heute wird mir klar, wie sehr ich das Land und die Menschen schon liebgewonnen habe und dass die Entscheidung, ein Auslandssemester zu machen, die beste war, die ich hätte treffen können. Ich habe im ersten Monat bereits so viele liebe Menschen kennengelernt und hier bin ich nur alleine, wenn ich es wirklich will. Ansonsten findet sich immer jemand zum Quatschen, Reisen planen etc. Heute habe ich einen Flug nach Rio de Janeiro gebucht, bis jetzt besteht die Reisegruppe aus David aus Spanien und mir :) Das überwältigt mich gerade ziemlich, weil ich nicht gedacht hätte, dass das klappt mit Rio während meines Aufenthaltes hier. Ich freu mich so!! Wir fliegen Mitte November, zu dem Zeitpunkt wird es dort warm bis heiß sein - Strand, ich komme :)
Ansonsten habe ich heute eine längere Unterhaltung mit meiner Mitbewohnerin geführt, die sehr interessant war, mich aber auch sehr zum Nachdenken gebracht hat. Es ging um das Bildungssystem Uruguays und die soziale Situation hier. Manche Dinge sind gravierend anders und trotz deutscher Bürokratie und schlechtem Wetter können wir dankbar sein für viele Dinge, die bei uns funktionieren und hier nicht. Hier gibt es private und staatliche Unis, wer es nicht weiß, meine Uni ist eine private. Studiert man an der staatlichen, hängt es nicht wie normalerweise nur vom Studenten ab, in welcher Zeit er sein Studium schafft. Das System legt einem Steine in den Weg, weil Professoren manchmal nicht auftauchen oder aufgrund von Streiks Vorlesungen ausfallen. Studiert man an der privaten, hat man dieses Problem nicht, dafür zahlt man eine Menge Geld pro Semester und laut eines staatlichen Reglements wird das Studium nur zu 50% anerkannt. Meine Mitbewohnerin studiert Kommunikation und sie meinte, wenn sie mit einem Absolvent der staatlichen Uni um eine Stelle beim staatlichen Radio konkurrieren würde, hätte sie kaum eine Chance, egal, wie gut die Noten sind. Das ist harter Tobak. Viele Hochschulabsolventen verlassen anscheinend das Land, auch weil die Bezahlung hier unterirdisch ist (ca. 350 Euro für einen Absolventen bei manchen Stellen!!). Bei Lebenshaltungskosten, die sich nicht mehr groß von denen in Deutschland unterscheiden, versteht sich.
Solche Sachen zu erfahren ist für mich sehr wichtig, aber schockierend zugleich. Es lässt einen mit einer gewissen Hilflosigkeit zurück. Warum bitte beschweren sich in Deutschland so viele Leute über die Politik, wo wir doch im Großen und Ganzen keinen Grund dazu haben?
Morgen geht es zum ersten Mal in die Schule zum Servicio Comunitario, ich bin sehr gespannt und hoffe, ich kann meine Spiele und Co. gut erklären. Am Samstag waren wir zu sechst in Colonia del Sacramento, das ist ein sehr hübsches kleines Städtchen am Río de la Plata, westlich von Montevideo. Es ist historisch sehr bedeutsam, hat eine tolle Atmosphäre und es gibt viel zu sehen und zu fotografieren (Straßen mit Pflastersteinen, schöne Häuser, Leuchtturm, Museen, Strand...). Weil gerade Nebensaison ist, ist nicht viel los gewesen, aber das war auch gut so. Colonia ist eines der Hauptziele für Uruguay-Besucher neben Punta del Este und Montevideo.
Fotos hier hochzuladen ist nicht so einfach, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, deshalb seht es mir nach, wenn es mehr Text von mir gibt. Fotosession gibts dann, wenn ich zurück bin. Ich habe auch nicht die Absicht, mit tollen Fotos anzugeben, da berichte ich lieber über meine Erlebnisse und Gedanken. Und wer sich das durchliest, ist auch willkommen, Kommentare zu hinterlassen. Ich weiß gar nicht, wer mir hier alles so folgt, wenn ihr euch nicht äußert :)
Noch eins: Manche Dinge sind wirklich universal, z.B. Diskussionen darüber, ob es Einfluss auf die Jobsuche hat, wenn man Partybilder auf Facebook hochlädt. Ich glaube nach wie vor ja und nicht nur deswegen lade ich dort generell keine Fotos hoch. Meine persönlichen Eindrücke gehen die Facebook-Bosse nun wirklich nichts an :D
Besitos, Christiane

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